Seitenbereiche
Inhalt

Steuerberater erleben einen Anfragen-Ansturm

Was wird aus meinem Unternehmen, wenn ich keine Einnahmen mehr erzielen kann? Fragen wie diese bedrücken derzeit viele Selbstständige. Hilfe suchen sie auch bei ihren Steuerberatern. Die sind für den Anfragen-Ansturm gerüstet, versichert der Präsident der Steuerberaterkammer Niedersachsen, Fritz Güntzler (MdB).

Die Corona-Krise trifft massiv die Wirtschaft. Viele Unternehmen, vor allem Solo-Selbstständige und Inhaber kleiner und mittelständischer Betriebe sind zutiefst verunsichert, wie sie ihr Unternehmen durch diese Wochen und womöglich Monate steuern sollen, ohne in Insolvenz zu geraten. Eine Flut von Anfragen erleben jetzt auch Steuerberater. Ihre Klienten wollen wissen, wie sie sich verhalten sollen. Das Tageblatt sprach dazu mit dem Präsidenten der Steuerberaterkammer Niedersachsen, Fritz Güntzler. Der Göttinger ist zudem CDU-Bundestagsabgeordneter.

Was sind die am häufigsten gestellten Fragen, die am häufigsten vorgebrachten Anliegen?

Es herrschen bei unseren Mandanten derzeit aufgrund der zu erwartenden wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie eine große Verunsicherung, zum Teil auch erhebliche Existenzängste. Darum drehen sich die meisten Fragen um die Sicherung der Liquidität. Da ist ja vieles von Bund und Land auf den Weg gebracht worden. Bei den Anfragen geht es um die Beantragung von Kurzarbeitergeld, die Liquiditätszuschüsse des Landes und des Bundes für Klein-und Kleinstunternehmen sowie Solo-Selbststständige, die Möglichkeit von Stundungen von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen sowie um die Herabsetzung von Steuervorauszahlungen für das laufende Jahr. Wir sind neben den Hausbanken die Hauptansprechpartner unserer Mandanten. Die damit einhergehende Verantwortung ist uns allen sehr bewusst. Und dieser stellen wir uns fast rund um die Uhr.

Viele eilig angeschobene Gesetzgebungsverfahren der Bundesregierung sind noch im Fluss. Inwieweit können Steuerberater aktuell überhaupt verlässliche Auskünfte erteilen?

Das ist in der Tat nicht einfach. Die Entwicklung ist sehr dynamisch. Unser Berufsstand ist es aber gewöhnt, schnell auf neue Herausforderungen zu reagieren und sich entsprechend zu informieren. Die notwendigen aktuellen Informationen werden aber auch durch Bereitstellung durch die Bundessteuerberaterkammer, aber auch die Steuerberaterkammer Niedersachsen gegeben. Am letzten Freitag haben in einem von uns veranstalteten Online-Seminar „Corona und die Folgen“ in der Spitze 1500 Berater teilgenommen. Das ist fast jeder vierte Steuerberater aus Niedersachsen. Auch in dieser Zeit ist uns eine qualifizierte fachliche Beratung unserer Mandanten sehr wichtig. Das Folge-Online-Seminar findet am heutigen Freitag statt. Sie sehen, wir sind nah dran. Wir halten deshalb einen kurzen Draht als Kammer zu den jeweiligen Ministerien.

Vor allem Selbstständige mit kleinen Familienunternehmen sind überzeugt, dass bei ihnen „da unten“ sowieso nichts ankommen wird, weil doch nur wieder den „Großen“ geholfen werde. Würden Sie so weit gehen zu versichern, dass die Milliarden aus den Hilfspaketen tatsächlich paritätisch verteilt werden können?

Der Bundestag hat mit seinen Beschlüssen am vergangenen Mittwoch das größte Hilfspaket in der deutschen Geschichte auf den Weg gebracht. Es beinhaltet auch einen Milliarden-Schutzschirm für die Wirtschaft, um Arbeitsplätze und Unternehmen zu sichern. 50 Milliarden Euro als nicht zurückzahlbarer Zuschuss entfallen allein als Sofortmaßnahme auf kleinere Unternehmen und Selbstständige. Mittel, die zusätzlich zu den Beihilfen des Landes vergeben werden. Darüber hinaus gibt es Kreditprogramme der KfW in unbegrenztem Volumen zur Liquiditätsunterstützung, für die der Staat bis zu 90 Prozent in die Haftung geht. Darauf können Unternehmen aller Größenklassen zurückgreifen. Das gilt auch für den leichteren Zugang zum Kurzarbeitergeld. Nur einige Beispiele. Die Programme sind sehr breit angelegt. Alle sollen mitgenommen werden.


Können Sie nach derzeitigem Stand einen Überblick geben, inwieweit es Überbrückungskredite, Bürgschaften oder echte Geldgeschenke ohne Rückzahlungspflicht geben wird? Wann beziehungsweise für wen gilt welches Hilfsangebot?

Wie schon gesagt, es gibt für die kleinen Unternehmen und Selbstständige Sofort-Zuschüsse und für alle Unternehmen umfangreiche Liquiditätshilfen. So erhalten Kleinunternehmer und Selbstständige aus Bundesmitteln bei bis zu fünf Beschäftigen einen Einmalzuschuss von 9000 Euro, bei bis zu zehn Beschäftigen von 15000 Euro. Das Land gibt für Unternehmen bis zu 49 Beschäftigen gestaffelt noch bis zu 20000 Euro drauf. Die Anträge sind bei der NBank zu stellen. Weitere Einzelheiten dazu auf der Homepage der NBank. Für die KfW-Darlehensprogramme möglichst schnell die Hausbanken mit ins Boot holen. Sie haben für die KfW eine Art „Türsteher“-Funktion. Sie prüfen die Voraussetzungen. Die Prüfpflichten sind von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, der Bafin, als Bankenaufsicht auch schon vereinfacht worden, so dass die Gelder auch schnell fließen können.

Wie groß ist die Gefahr, dass Unternehmer leer ausgehen?

Es gibt hier kein Windhund-Prinzip. Deshalb appelliere ich an alle Unternehmen, bei denen die Hilfe nicht absolut dringend sind, jenen den Vortritt zu geben, die sie wirklich kurzfristig brauchen.

Sind die Steuerberater dem derzeitigen Ansturm gewachsen?

Ja, auf jeden Fall. Auch deshalb, weil wir in unseren Kanzleien auf sehr gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurückgreifen können. Viel wird jetzt von ihnen auch durch Arbeit im Homeoffice geleistet. Insgesamt ist unser Berufsstand schon immer sehr belastbar. Uns ist klar: Wir sind jetzt gefordert. Als fachlicher Ratgeber, der die richtigen Handlungsempfehlungen gibt und dabei auch beruhigend wirkt.

Wo finden wiederum Steuerberater Hilfe, ist die Kammer in diesen Zeiten vollumfänglich arbeitsfähig?

Die Kammer ist auch in dieser Zeit als Vertretung der über 7000 Steuerberaterinnen und Steuerberater in Niedersachsen voll arbeitsfähig und steht den Kolleginnen und Kollegen mit Rat zur Seite. Wie beispielsweise mit von uns durchgeführten Online-Seminaren und aktualisierten Informationen auf der Homepage, aber auch bei telefonischen Anfragen.


(Quelle: Von Ulrich Meinhard, Interview Göttinger Tageblatt, 27.03.2020)

 

 

 

 

 

 

Erscheinungsdatum:

Mit diesem QR-Code gelangen Sie schnell und einfach auf diese Seite
Mit diesem QR-Code gelangen Sie schnell und einfach auf diese Seite

Scannen Sie ganz einfach mit einem QR-Code-Reader auf Ihrem Smartphone die Code-Grafik links und schon gelangen Sie zum gewünschten Bereich auf unserer Homepage.